Mehr Hoffnungen als Befürchtungen
Die Ära kirchlicher Milieus ist vorbei. Aber was kommt jetzt? Bischof Georg Bätzing spricht im Interview mit den Publik-Forum-Redakteuren Britta Baas und Alexander Schwabe nicht nur über inspirierende Debatten auf dem Synodalen Weg. Er fragt sich: Wie sieht die Zukunft der Kirche aus? Warum erleben wir gerade jetzt einen Reformschub? Und warum reißt ausgerechnet ein Virus die Kirche aus ihrer Normalität? Langfassung des NETZ-Interviews.
Publik-Forum: Herr Bischof, Sie sind im März zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt worden. Wie soll Ihre Kirche in ein paar Jahren aussehen? Welche Vision haben Sie?
Georg Bätzing: Ich bin nicht der Typ für Visionen. Unser Auftrag als Kirche ist es, den Glauben daran unter die Menschen zu bringen, dass Jesus lebt, dass das Leben stärker ist als der Tod. Und dass Gott Menschen sammelt. Meine Aufgabe als Vorsitzender der Bischofskonferenz ist es, zu moderieren und zusammenzuführen, damit wir Bischöfe gemeinsame Beschlüsse und Entschlüsse fassen können.
Das ist schwer möglich ohne ein weitreichendes, gemeinsames Ziel.
Bätzing: Deshalb hat sich die katholische Kirche Anfang des Jahres auf einen synodalen Weg gemacht. Beim ersten Treffen in Frankfurt war die Forderung nach einer konkreten Vision vehement! Ich bin dankbar dafür, dass wir eine kraftvolle, lebendige Synodalversammlung hatten und hoffe, dass es so weitergeht. Es entstanden Bilder von der Zukunft der Kirche. Das fand ich großartig.
Also doch: Vision!
Bätzing: Ja, aber nicht meine persönliche Vision, sondern die einer ganzen Versammlung! Da haben Katholikinnen und Katholiken, die einen Querschnitt unserer Kirche abbilden, begonnen, sich untereinander zu vergewissern, was heute katholisch zu nennen ist. Wenn es darum geht, stehe ich ganz auf der Seite der Visionäre! Nur wenn Sie mich persönlich fragen, bin ich sehr zurückhaltend. In einer Zeit, die Autoritäten gegenüber skeptisch ist, gerade der Autorität der Kirche gegenüber Zweifel hegt – was kein Wunder ist nach dem Missbrauchsskandal –, möchte ich mich nicht hinstellen und eine Vision für die katholische Kirche in Deutschland verkünden. Ein solcher Habitus passt nicht zu mir.
Aber zwischen »autoritär« und »abwartend« gibt es einen Weg …
Bätzing: So ist es! Ich befürworte den Synodalen Weg und habe konkrete Vorstellungen, was in den vier thematischen Foren erreicht werden kann. Bis zu meiner Wahl zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz habe ich zusammen mit Birgit Mock, der familienpolitischen Sprecherin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, das Forum »Leben in gelingenden Beziehungen« geleitet. Da geht es um Fragen der menschlichen Sexualität und Partnerschaft. Seit Jahrzehnten gibt es bei diesem Thema wahrnehmbar einen tiefen Graben zwischen den gelebten Realitäten und der Lehre der Kirche. Dabei haben wir doch auf der Basis unseres Gottes- und Menschenbildes so viel Wichtiges beizutragen, das Orientierung geben kann! Aber die Botschaft, die wir verkünden, kommt bei vielen Menschen nur als Verbotsmoral an. Ich hoffe, wir werden bestimmte Formulierungen, wie sie im Katechismus den jetzigen Stand der Lehre spiegeln, weiterentwickeln.
In einer Zeit, die Autoritäten gegenüber skeptisch ist, gerade der Autorität der Kirche gegenüber Zweifel hegt – was kein Wunder ist nach dem Missbrauchsskandal –, möchte ich mich nicht hinstellen und eine Vision für die katholische Kirche in Deutschland verkünden. Ein solcher Habitus passt nicht zu mir.
Was kann eine gelingende Partnerschaft denn vom Gottesbild her gewinnen?
Bätzing: Wir glauben an einen personalen Gott, der sich in Beziehung realisiert. Wenn der Mensch als Ebenbild Gottes gedacht ist, hat das gemeinschaftliche Dimensionen, Beziehungsdimensionen. Das ist ein großer Schatz, gerade heute.
Was die Synodalversammlung beschließt, muss am Ende eine Zweidrittelmehrheit in der Bischofskonferenz finden. Das Machtgefälle zwischen Priestern und Laien ist also nicht aufgehoben. Sind Sie sicher, dass sich da wirklich etwas bewegen kann?
Bätzing: Ich bin überhaupt nicht sicher. Aber wir müssen diesen Weg gehen. Er besteht darin, dass wir ehrlich miteinander umgehen, die Argumente austauschen, sie wägen, forcieren und in Beschlussvorlagen fassen. Das ist auch ein politisches Geschehen.
… und am Ende geht nichts, wenn nicht zwei Drittel der Bischöfe zustimmen …
Bätzing: … das ist Abbild der Verfasstheit unserer Kirche. Wir Bischöfe haben uns vorgenommen, jede Synodalversammlung gut nachzubereiten und die Fragestellungen ehrlich miteinander zu diskutieren. Ich möchte das ernsthaft tun und damit die Absicht verbinden, für wichtige Beschlüsse diese Zweidrittelmehrheit zu bekommen.
Es gibt eine große Ungeduld. Aus katholischen Verbänden landauf, landab, auch von Theologinnen und Theologen, ist zu hören: Wir haben schon lange genug diskutiert, nun muss gehandelt werden! Brauchen wir Bischöfe, die den Mut aufbringen, voranzugehen? Neues zu wagen?
Bätzing: Ich frage zurück: Was ist die Alternative, wenn es nicht dazu kommt?
Die Alternative zeigt sich doch schon deutlich. Seit vielen Jahren treten in Deutschland jährlich rund 150.000 Katholikinnen und Katholiken aus der Kirche aus. Es gibt eine Abstimmung mit den Füßen.
Bätzing: Wir erleben in der Tat schon lange, dass es eine Spannung zwischen der Lebenswirklichkeit der Menschen und der Lebenswirklichkeit der Kirche gibt. Viele erleben eine Entfremdung. Es kann nicht Ziel eines Mitglieds des Synodalen Weges sein, dass das so weitergeht. Aber gerade deshalb wäre es fatal, wenn Gruppen den Druck auf die Bischöfe hochfahren. Wenn die Erwartungen ins Extrem gehen, werden wir unter Umständen mit allem, was wir beim Synodalen Weg zustande bekommen, unter der Latte durchlaufen.
Aber wenn jeder Bischof nur auf den anderen wartet …
Bätzing: Nein, so ist es nicht! Wir Bischöfe haben den Synodalen Weg beschlossen und gehen ihn mit. Am Ende wird es im Sinne der Beschlüsse Koalitionen geben, die Veränderungen setzen.
Welche zum Beispiel?
Bätzing: Etwa die Zulassung von Christen anderer Konfessionen zur Eucharistiefeier aufgrund ihrer Gewissensentscheidung. Ich bin Mitunterzeichner der Erklärung des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen und überzeugt: Christinnen und Christen können mit guten Argumenten und nach eigenem Gewissen entscheiden, an der Eucharistie- oder Abendmahlsfeier der je anderen Konfession teilzunehmen. Weil es im Sinngehalt dessen, was wir glauben und feiern, doch mittlerweile so viel Übereinstimmung gibt.
Was ist mit Segnungsfeiern für Paare, die kein Ehesakrament empfangen können oder wollen?
Bätzing: Im Bistum Limburg haben wir einen Gesprächsprozess begonnen, nachdem der Stadtdekan von Frankfurt die Initiative ergriffen hatte. Wir haben uns mit Menschen unterhalten. Nicht wenige leiden darunter, dass ihre Beziehung nicht die volle kirchliche Anerkennung erfährt, etwa weil sie wiederverheiratete Geschiedene sind oder in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben. Sie warten auf Zeichen. Theologieprofessorinnen und -professoren haben uns beraten; jetzt ist die Arbeitsgruppe, die ich eingesetzt habe, dabei, die kuriale und die synodale Beratung im Bistum vorzubereiten. Aber wir werden keine »Limburger Lösung« suchen. Wir werden uns mit anderen Bistümern vernetzen. Es gibt etliche, die auf diesem Weg unterwegs sind. Wir werden die Debatte einspielen in den Synodalen Weg.
Beschleicht Sie manchmal das Gefühl: Die Zeit läuft mir weg!?
Bätzing: Ja. Die Zeit läuft UNS weg.
Die Corona-Einschränkungen, mit denen wir leben, betreffen auch die Kirchen. Vermutlich wird nach der Pandemie vieles anders sein, als es vorher war. Haben Sie konkrete Befürchtungen?
Bätzing: Ich habe weniger Befürchtungen als Hoffnungen. Zum Beispiel stelle ich gerade fest: Die Aufmerksamkeit für die Qualität und Bedeutung von Gottesdienst war selten so hoch wie jetzt. Ich erlebe das gerade selbst. Ich stelle mich in diesen Wochen oft Gottesdienst-Mitfeiernden im Streaming, in einer Art und Weise, wie ich sie aus dem gewöhnlichen Leben nicht kenne. Die Leute melden direkt zurück, was ihnen zusagt und was nicht. Das kennen wir sonst gar nicht! Ich empfinde das als Herausforderung, mich zu verändern. Mich immer mehr darauf einzustellen: Was ist denn hier gefordert? Was braucht es denn zur Qualität? In diesem Punkt wird es keinen Rückfall in die Zeit vor Corona geben.
Sie rechnen also mit einem Gewinn an Qualität?
Bätzing: Das kann das Ergebnis sein. Vonseiten der Gläubigen wird uns nicht mehr gestattet werden, einfach in alte Muster zurückzufallen, die wenig hinterfragt waren. Ich merke jetzt: Formate, in denen ich dialogisch predige, bekommen ganz viele Rückmeldungen. Formate, in denen ich von meinem Glauben, meinem Ringen berichte. Super Rückmeldungen! Ich experimentiere auch mit den Fürbitten. Die fristen ja oft ein Schattendasein in unserer Liturgie. Dabei könnten sie der Ort des Glaubenszeugnisses von Christinnen und Christen sein! Da investiere ich hinein. Also: Ich lerne ganz viel in diesem Experiment. Du machst was – und erfährst sofort, wie es wirkt.
Ist das Virus der bessere Katalysator für Veränderungen als sämtliche Reformbewegungen, die es bisher in der Kirche gibt?
Bätzing: Das Virus ist vor allem eine Plage der Menschheit.
… und Reform-Initiativen wie Maria 2.0 und Wir-sind-Kirche sind keine Plage …
Bätzing: Keine, genau! Sie sind Teil der Kirche. Das sind unsere Leute! Aber erst das Virus reißt uns aus unserer Normalität. Es bewirkt einen enormen Erfahrungsschub.
Am Ende landen Sie bei einer Qualitätskirche, der Quantität egal wird?
Bätzing: Oh nein, die ist mir nicht egal! Ich bin kein Verfechter von kleiner, feiner Kirche. Das ist nicht mein Kirchenbild.
Joseph Ratzinger hat es mal verfochten.
Bätzing: Es ist nicht mein Bild. Die katholische Kirche ist weltweite Kirche und hat Verantwortung nicht nur für sich selbst. Sie ist eine große Gemeinschaft, die Menschen umfasst, die ihre Standorte im Verhältnis zum Kern selbst bestimmen. Wir leben in einer Zeit der Freiheit – und ich will auf keinen Fall dahinter zurück!
Wir erleben in der Tat schon lange, dass es eine Spannung zwischen der Lebenswirklichkeit der Menschen und der Lebenswirklichkeit der Kirche gibt. Viele erleben eine Entfremdung. Es kann nicht Ziel eines Mitglieds des Synodalen Weges sein, dass das so weitergeht.
Trotzdem ist der Trend zur Entkirchlichung nicht einfach aufzuhalten.
Bätzing: Ich wünsche mir nicht, dass Corona einen nochmaligen Schub in diese Richtung gibt. Aber selbst ohne einen solchen Schub werden wir den Trend in der Tat nicht mal eben stoppen können. Weil Menschen an irgendeinem Punkt ihres Lebens an die Frage stoßen: Und? Was bedeutet mir jetzt diese Kirche, zu der ich gehöre? Habe ich eine innere Verbundenheit? Nehme ich sie wahr in meinem Leben? Kann ich mich einbringen? Wenn dann zu wenig Bindung da ist, hält viele nichts mehr.
Es treten aber nicht nur Kirchendistanzierte aus der Kirche aus …
Bätzing: Es gibt Menschen, die wünschen sich eine Vergangenheit zurück, die sie in der Kirche nicht mehr finden. Diesen Wunsch kann ihnen kein Bischof erfüllen. Ich begegne nicht selten dieser Larmoyanz: »Was wird denn aus uns? Wo bleiben wir denn?« Ich versuche dann immer zu sagen: »Dreht die Frage um. Geht zu euren Nachbarn, geht zu eurer Familie, und fragt mal: Was könnten wir mit euch zusammen für andere tun? Dann kommt eine ganz andere Stimmung auf.«
Viele sind kreuzunglücklich mit den neuen XXL-Gemeinden.
Bätzing: Ich nicht.
Warum nicht?
Bätzing: Die Zeit des katholischen Milieus ist vorbei. Damals hatte jede Pfarrei ihren Pfarrer, es gab nichts anderes als die Pfarrei. Das war eine Zentrierung auf den Priester, die ich und viele andere auch nicht mehr wollen. Die Verringerung der »Ressource Priester« muss kein Schaden sein für die Lebendigkeit der Kirche. Sie kann dazu führen, dass Priester und Bischöfe nicht alleine leiten, sondern zulassen, dass Leitungsmodelle und Organisationsformen verschiedener Art eingeübt werden. Es können neue Formen des Miteinanders, es kann auch mehr Vielfalt in den Gottesdienstformen entstehen. Und da höre ich viele engagierte Laien sagen: Endlich! Da bin ich sehr dafür!
Warum gibt es noch keine Gemeindeleiterinnen und ‧-leiter, die nicht Priester sind?
Bätzing: Die Frage der Leitungsmodelle auf der Ebene der Pfarrei neuen Typs – die Sie XXL-Gemeinde nennen – ist in der Diskussion. Das ist auch ein Thema des Synodalen Wegs. Im Bistum Limburg machen wir erste Erfahrungen mit Gemeindeleitung in den Kirchorten. Es gibt bereits Pilotprojekte.
Wird sich die Kirche öffnen für neue Milieus? Dann müsste sie das Problem lösen, wie sie zeitgemäß von Gott reden kann. Vielleicht ist das entscheidender als alle Debatten um den Synodalen Weg.
Bätzing: Beim Synodalen Weg geht es uns in allen vier Foren genau darum! Also: Welche Konsequenzen hat unsere Rede von Gott für heute? In der Frage der Machtverteilung in der Kirche, in der Frage nach Sexualität und Partnerschaft, beim Thema »Rolle der Priester« und in der Frauenfrage – die ich persönlich für die allerwichtigste halte. Das sind Fragen, an denen Menschen heute messen, ob sie sich zugehörig fühlen können oder nicht.
Aber ist die Gesellschaft nicht schon zu säkular, um sich noch für die Frage nach Gott zu interessieren?
Bätzing: In der Tat ist die große Herausforderung der Säkularität, dass die Gottesfrage in keiner Weise mehr selbstverständlich ist. Sie kann nur durch authentisches Bezeugen wieder präsent werden. Ich teile nicht die These: »Gott ist tot.« Es ist wie mit einem Gedicht: Es ist so lange nicht präsent, wie es niemand liest. Aber sobald jemand das Buch aufschlägt, das Gedicht sieht, seine Sprache, seinen Inhalt ergreift, ist es voller Leben. So ist es auch mit der Gottesfrage.
Aber wer öffnet das Buch mit dem alten, schönen Gedicht? Dazu muss man Interesse an ihm haben. Man muss vermuten, dass es einen glücklich machen wird, es neu zu lesen.
Bätzing: Ja, das stimmt. Man taucht gern in etwas ein, das Freude macht. Man wird sich in einem »Wir« wohlfühlen, mit dem man dieses Gedicht neu liest. Dieses Wir muss tatsächlich neu gefühlt und entwickelt werden, es ist nicht mehr einfach da. In einer säkularen und demokratisch geübten offenen Gesellschaft wie der unseren gibt es desintegrierende Faktoren, die es schwer machen, in großen Institutionen Verbundenheit und Verbindlichkeit zu unterstützen. Und wir erleben Abstoßungsreaktionen gegenüber autoritativ geführten Systemen. Mit all dem haben wir als katholische Kirche zu tun. Es gibt aber viele säkularitätssensible Katholikinnen und Katholiken, haupt- wie ehrenamtliche, die starke Brücken bauen. Weil sie selbst gläubig als gute und kritische Zeitgenossen leben.
Entsteht eine neue Kirche? Oder eine erneuerte?
Bätzing: Eine erneuerte. Wir sehen die neue Sozialgestalt der Kirche jetzt erst in keimenden Pflänzchen. Aber auf diese Pflänzchen müssen wir unsere Aufmerksamkeit richten.
Würden Sie dem Satz zustimmen: Die Offenbarung geht weiter?
Bätzing: Ja, die Selbstoffenbarung Gottes geht beständig weiter. Aber die Substanz des Glaubens ändert sich nicht. Mit und in dieser Substanz hat sich die Kirche kulturellen Herausforderungen gestellt, die über die Jahrhunderte auf sie zugekommen sind. Ich erinnere an die wegweisende Formulierung im vierten Artikel der Konzils-Konstitution »Gaudium et Spes« von 1965: Es ist die beständige Pflicht der Kirche, »nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten« – und daraus Konsequenzen zu ziehen. Also: Glaubensentwicklung ist ein Vorgang, den man nicht irgendwann für abgeschlossen erklären kann.
Sie sagen, man sei herausgefordert, auf kulturelle Herausforderungen zu antworten. Wohlan: Werden demnächst also Frauen alle Ämter der katholischen Kirche bekleiden können?
Bätzing: Mehrere Päpste haben betont, die Frage der Zulassung von Frauen zum Priesteramt sei eine geschlossene Frage. Da macht auch Papst Franziskus keine Ausnahme.
Wenn Sie das mit den Frauen jetzt nicht gesagt hätten, könnte man meinen: Der Synodale Weg klärt offene Fragen und kann so ziemlich alles verändern.
Bätzing: In der katholischen Kirche gibt es mit dem Lehramt des Bischofskollegiums »cum Petro et sub Petro« eine Entscheidungsinstanz. Aber das kann nicht heißen, dass über die Frage der Weihe von Frauen nicht weiter gesprochen wird. Denn die Frage ist da, mitten in der Kirche! Im Gottesvolk werden die Argumente für das »Nein« zur Frauenordination vielfach nicht mehr angenommen. Deshalb bin ich sehr dafür, die Erkenntnisse und Entschlüsse, die wir auf dem Synodalen Weg sammeln – auch hinsichtlich der Frau und des Amtes –, nach Rom zu transportieren, auf die Ebene der Gesamtkirche. Was synodal entsteht, muss auch synodal geklärt und beantwortet werden! Darauf vertraue ich. Denn das ist das Neue, das mit Papst Franziskus stark geworden ist.
Sie müssen dem Papst gehorsam und dem Gottesvolk ein Bischof sein. Zerreißt Sie dieser Spagat nicht?
Bätzing: Ich sehe mich nicht als Zerrissenen. Ich will Brückenbauer sein.
Interview: Britta Baas und Alexander Schwabe
Es gibt Menschen, die wünschen sich eine Vergangenheit zurück, die sie in der Kirche nicht mehr finden. Diesen Wunsch kann ihnen kein Bischof erfüllen.