Ein beglückender Dienst
Tote bestatten und Trauernde trösten – im Bistum Limburg ist das derzeit meist Aufgabe hauptamtlicher Seelsorgerinnen und Seelsorger. Dass es aber auch anders gehen kann, zeigt ein 2017 gestartetes und nun zu Ende gegangenes Pilotprojekt, bei denen Ehrenamtliche aus der Gemeinde für die Begleitung Trauernder sowie die Bestattung Verstorbener ausgebildet wurden. Bei einem Online-Auswertungstreffen am Mittwoch, 19. Februar 2022, zogen Verantwortliche und Beteiligte des Projektes eine positive Bilanz.
Drei Pfarreien waren beteiligt
„In anderen Bistümern gibt es bereits seit vielen Jahren Erfahrung. Wir wollen als Bistum Limburg Ehrenamtlichen ermöglichen, sich auch in diesem Dienst zu engagieren“, kündigt Susanne Gorges-Braunwarth, Leiterin der Abteilung „Pastoral in Netzwerken“, an. Wesentliche Voraussetzung dafür sei aber, dass die Pastoralteams vor Ort dies auch mittragen und Ehrenamtliche in ihrem Engagement unterstützen. Noch in diesem Jahr werde das Bistum darüber beraten und entscheiden.
An dem zu Ende gegangenem Pilotprojekt waren drei Gemeinden aus dem Bistum beteiligt: Die Pfarreien St. Birgid in Wiesbaden, Herz-Jesu in Dillenburg sowie St. Marien in Frankfurt. In Wiesbaden konnten sich Ehrenamtliche auf einen Qualifizierungskurs mit etwa 70 Einheiten und acht Kurswochenenden bewerben, bei dem Wissen über Trauerprozesse, Trauerbegleitung und Methoden, um Trauersituationen in Worte zu fassen, ebenso vermittelt wurden wie Kenntnisse über den Aufbau von Traueransprachen sowie die Gestaltung kirchlicher Trauerfeiern. Später folgte eine längere Zeit der Hospitanz, bei denen die hauptamtlichen Seelsorger die Frauen begleiteten und Feedback gaben.
Ein Dienst, der mit absoluter Hingabe ausgefüllt wird
Zwei Wiesbadenerinnen berichteten beim Auswertungstreffen von ihren Erfahrungen: „Für mich ist es ein wichtiger Dienst, den ich gerne und mit absoluter Hingabe ausfülle“, erzählt Verena Riehl, die Verstorbene bestattet. „Die Resonanzen sind sehr positiv. Ich fühle mich gut angenommen sowohl in der Pfarrei aber auch bei den Angehörigen der Verstorbenen.“ Im Pastoralteam erfahre sie eine große Dankbarkeit und auch Anerkennung. Ihr Engagement bereichere ihr Leben: „Es ist fast beglückend, so komisch dies in diesem Zusammenhang auch klingt.“
„Wir alle sind Kirche und wir alle sind getauft, gefirmt und gesandt zu den Menschen“, ist Christine Klaus überzeugt. Die Entscheidung, sich für die Qualifizierung zu bewerben, erfolgte auch aufgrund eines persönlichen Schicksalsschlags: Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes habe sie sich im Freundeskreis gut begleitet gefühlt. „Diese Erfahrung wollte ich zurückgeben“. In der Pfarrei gebe es unterschiedliche Formen, um trauernde Angehörige zu begleiten, etwa persönliche Gespräche, aber auch ein Trauercafé. Aktuell sei zudem ein neuartiger Glaubenskurs geplant. Trauerbegleitung sei aber durch die Pandemie enorm erschwert worden. „Die Pandemie hat uns regelrecht ausgebremst“, sagt Klaus.
Gutes Zusammenspiel aller Engagierten nötig
Die Ehrenamtlichen seien Teil des Teams, das für den Beerdigungsdienst und die Trauerbegleitung zuständig ist, erzählt Stephan Lechtenböhmer, Pastoralreferent in St. Birgid in Wiesbaden. Sonderregelungen oder besondere Privilegien gebe es nicht. „Es gilt der Grundsatz: Derjenige der dran ist, ist dran.“ Überhaupt konnte das Projekt ohne schwerwiegenden Komplikationen durchgeführt werden. Zu Beginn habe es Befürchtungen seitens einiger Hauptamtlicher gegeben, man könne sich abschaffen. „Das empfinden meine Kollegen und ich im Pastoralteam aber nicht so. Es ist weniger ein Abschaffen als mehr ein neu erfinden“, meint Lechtenböhmer. Durch die Betreuung der Ehrenamtlichen habe er auch selbst profitiert. „Wir haben den Damen nicht nur etwas beigebracht, sondern wir haben auch etwas gelernt.“
Susanne Gorges-Braunwarth zeigt sich optimistisch, dass die synodalen Gremien Ehrenamtliche in der Trauerbegleitung und im Beerdigungsdienst befürworten. Durch die Öffnung des Beerdigungsdienstes und der Trauerbegleitung für Ehrenamtliche könnten Gemeinden Menschen ein vielfältigeres Angebot machen und in einer existentiellen Lebenssituation besser helfen.